Egal ob Sie es als „4-Ohren-Modell“, „Nachrichtenquadrat“ oder „4 Seiten einer Nachricht“ kennen, das Modell von Schulz von Thun ist anerkannt als einer der Grundlagen für eine gelingende Kommunikation und kann Ihnen im Alltag helfen besser zu kommunizieren.
Die 4 Seiten einer Nachricht
Wie im Bild (siehe unten) zu sehen, finden sich um die Nachricht, die eine Person ausspricht, immer 4 Seiten. Diese Seiten sind:
Sachebene:
die Sachinformation, also worüber ich informiere.
Appellseite:
der Appel, also was ich bei Ihnen erreichen möchte.
Beziehungsseite:
ein Beziehungshinweis, also was halte ich von Ihnen oder wie stehe ich zu Ihnen? Dies bezieht sich auch auf unsere Körpersprache.
Selbstkundgabe:
eine Selbstkundgabe, also was ich von mir selbst preisgebe. Dies bezieht sich ebenfalls stark auf unsere Körpersprache.
Das heißt, dass jede Nachricht, die eine Person ausspricht, immer 4 mögliche unterschiedliche Botschaften oder Seiten hat.
Hier ein Beispiel mit dem Satz: „Es zieht.“
Sachebene: „Es zieht.“ Oder ausformuliert: „Ich merke es geht ein kalter Luftzug durch diesen Raum.“
Appellseite: „Mach das Fenster zu!“
Beziehungsseite: „Es ist deine Aufgabe dich um mich zu kümmern.“ Oder auch „Ich bin unzufrieden damit und vertraue dir genug, es dir zu sagen und dass du, weil du mich magst, etwas daran ändern wirst.“
Selbstkundgabe: „Mir ist kalt.“ Oder auch „Ich möchte, dass du dich um mich kümmerst.“
Sender:in und Empfänger:in in den 4 Seiten einer Nachricht
Das Modell zeigt außerdem noch die „Sender:in“ und die „Empfänger:in“ der Nachricht. Hier findet sich die zweite Herausforderung in der Kommunikation miteinander, denn nicht nur gibt es 4 mögliche unterschiedliche Seiten zu beachten, Sender:in und Empfänger:in können es sehr unterschiedlich verstehen.
Ein Beispiel:
Anna (Sender:in) sagt: „Es zieht.“ Sie sagt das auf der Sachebene und meint eigentlich „Mir ist aufgefallen hier geht ein Luftzug. Es zieht.“
Tom (Empfänger) hört in dem Satz „Es zieht.“ einen Appell, nämlich, „Mach das Fenster zu.“ Da Tom früher von seinen Eltern und älteren Geschwistern immer geschickt wurde alle Tätigkeiten zu machen und er das überhaupt nicht mehr machen möchte, reagiert er genervt.
Tom (Sender) sagt genervt: „Mach es selbst zu!“
Anna (Empfängerin) hört in dem Satz „Mach es selbst zu!“ Wut, in Toms Unterton und nimmt es auf der Beziehungsseite wahr, also zum Beispiel „Es interessiert mich nicht, was du mir erzählst. Du nervst mich!“
Auch wenn dieses Beispiel noch weitergeführt werden könnte, zeigt sich hier schon, wie ein Konflikt entstehen kann, wenn Sender und Empfänger über unterschiedliche Ebenen kommunizieren – und glauben die Seite, die Sie gehört haben, sei auch die, die die Sender:in gemeint hat.
Wichtig: Sie können nur bestimmen, was Sie senden und was Sie empfangen. Sie können nicht bestimmen, auf welcher Seite die Empfänger:in Ihre Nachricht hören wird.
Heißt das, wir können Kommunikation überhaupt nicht beeinflussen und Mis(s/t)verständnisse sind unabänderlich? Nein! Es gibt ein paar einfache Tipps, wie Sie besser verständlich im Alltag kommunizieren können.
Kommunikation im Alltag leicht(er) gemacht
Nutzen Sie diese Tipps, um verständlicher in Ihrem Alltag zu kommunizieren:
Sagen Sie genau das, was Sie wollen
z.B. „Es zieht, könntest du bitte das Fenster schließen?“ oder „Mir ist grade aufgefallen, dass hier ein kalter Luftzug geht.“
Fragen Sie nach
ob Sie das Gehörte, richtig interpretieren, z.B. „Meinst du damit, ich soll das Fenster schließen?“
„Das habe ich so nicht verstanden.“
Anstatt zu sagen „Das hast du nicht gesagt!“ sagen Sie lieber „Das habe ich so nicht verstanden.“Denn es gilt immer: Ich weiß nur, was ich gesagt und was ich gehört habe.
Formulieren Sie Wünsche/Ansprüche positiv
z.B. „Bitte komm ab morgen pünktlich zu unseren Treffen.“ und nicht „Komm nicht mehr zu spät.“
Senden Sie Ich-Botschaften
anstatt von Du-Botschaften, die meist als Angriff verstanden werden, z.B. „Ich wünsche mir, dass du ab morgen pünktlich bist.“ und nicht „Du kommst immer zu spät.“
Formulieren Sie klar und direkt
und verzichten Sie auf Verallgemeinerungen, z.B. „Mir ist aufgefallen, dass du in den letzten 2 Wochen an 9 Tagen zu spät gekommen bist. Ich bitte dich ab morgen pünktlich zu kommen.“ und nicht. „Du kommst immer zu spät!“